Aus dem Herkunftsnachweis der Stücke ist zu ersehen, dass Sie z.T. auch neue Texte verwendet haben. Welche Intentionen lagen Ihren Veränderungen von Texten zugrunde ?
Rudolf Kelber:
Mit neuem Text versehen wurde die Arie Nr. 5 „Stille ist die Losung“, die die psychologische Situation des Judas auf dem Wege des Verrats reflektiert und ihn zur Umkehr auffordert.
An der Stelle, an der Jesus vor Herodes schweigt, erhielt die Arie „Unschuld in dein weißes Kleid“ (Nr. 56) nach BWV 199 ebenfalls einen neuen Text, wurde gekürzt und transponiert in das doppeldeutige E-Dur.
Nur geringfügige Textänderungen waren nötig bei der an wichtiger Stelle [d.h. nach: „und neigte das Haupt und verschied“] befindlichen Sopranarie „Mein Jesus ruht in Gottes Händen“, bei der das Original aus BWV 127 fast gleichlautend spricht: „die Seele ruht in Jesu Händen“.
Die Textänderungen sollen die dramaturgische Deutlichkeit erhöhen.
Und wie ist es mit musikalischen Eingriffen in originale Bach-Stücke ?
RK:
Größere musikalische Veränderungen erfuhr - bei beibehaltenem Originaltext - eine Bassarie aus BWV 139 „Das Unglück schlägt um mich ein zentnerschweres Band.“ Sie wurde für die Gefangennahme mit einem Ensemble der Solistinnen „O flieh“ und dem Chor „Lasst ihn los, bindet nicht“ unterlegt und dabei etwas dramatisiert. Die musikalische Form blieb dabei aber unangetastet.
Bei dem Quartett Nr. 54 wurden in das originale Terzett aus BWV 116 kleine Accompagnato-Passagen für Alt eingeschoben, um einen deutlicheren Passionsbezug zu gewinnen.